Werdegang
6/2006 |
International Master in Russian Studies an der Europäischen Universität in St. Petersburg |
2001-2008 |
Magisterstudium Friedrich-Schiller- Universität Jena (Osteuropäische und Neuere Geschichte, Soziologie) |
2008-2012 |
Doctoral Fellow an der FRIAS School of History |
9/2012 |
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Osteuropäische Geschichte der Universität Freiburg |
9/2016 |
Disputation der Dissertation „Jazz nach Stalin. Integration, Freiräume und Innovation in der sowjetischen Kultur“ |
5/2016 |
Monika-Glettler-Preis des Verbands der Freunde der Universität Freiburg e.V. für die Dissertation |
5/2017 |
Berufung zum Akademischen Rat auf Zeit |
Forschungsschwerpunkte
- Geschichte der Sowjetunion/ Russische Zeitgeschichte
- Medien- und Jugendkultur im Sozialismus
- Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Russischen Imperiums
Aktuelles Forschungsprojekt
Rostov, Nachičevan und das Don-Delta als imperialer Wirtschaftsraum des 18. und 19. Jahrhunderts.
Mein gegenwärtiges Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Geschichte der südrussischen Handelsmetropole Rostov am Don im 18. und 19. Jahrhundert. Es ist angesiedelt im Bereich der „new imperial history“ und verknüpft wirtschafts- und kulturgeschichtliche Fragen mit denen nach der Multiethnizität des Russländischen Imperiums. Rostov weist eine einzigartige Entstehungsgeschichte als Siedlung innerhalb des autonomen Gebietes der Don-Kosaken auf, in der aus einer russischen Militärvorstadt und der armenischen Kolonie Nachičevan im Verlauf des 19. Jahrhunderts eines der größten Handelszentren des Imperiums wurde. Diese einmalige Konstellation erlaubt es, nach den kulturellen und religiösen Prämissen zu fragen, mit denen Kosaken, Russen und Armenier zwischen der Entstehung der Stadt Ende des 18. Jahrhunderts und dem Zerfall des Imperiums 1917 im Alltag in wirtschaftliche Interaktion miteinander traten. In der Region Rostov am Don können so wirtschaftliche Kooperation und Konflikte dieser Gruppen und die dahinterstehenden ethnischen Wirtschaftskulturen analysiert werden. Mit diesem neuen Zugang knüpfe ich einerseits an Diskussionen an, die in den letzten Jahren jene Vorstellungen einer wirtschaftlichen Rückständigkeit hinterfragen, nach denen auch die Großen Reformen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die wirtschaftliche Divergenz des Imperiums zum westlichen Europa nicht überwinden konnten. Meine Studie wird zeigen, dass Multiethnizität an der Peripherie des Imperiums als Faktor wirtschaftlicher Prosperität stärker berücksichtigt werden muss. Sie ermöglicht darüber hinaus zu fragen, ob und inwieweit sich das aus dem 18. Jahrhundert stammende Prinzip der „interethnischen Arbeitsteilung“ (Andreas Kappeler) durch die Modernisierungsschübe des 19. Jahrhunderts wandelte. Ich untersuche also, ob durch die Entstehung eines gesamtrussischen Binnenmarktes auch eine Homogenisierung der vielfältigen Wirtschaftskulturen stattfand.
Publikationen
Monografien
- Den Jazz sowjetisch machen. Kulturelle Leitbilder, Musikmarkt und Distinktion zwischen 1953 und 1970. Köln 2018 (=Beiträge zur Geschichte Osteuropas, Bd. 52).
Herausgeberschaften
- Abeßer, Michel/ Radauer, Lena/ Urbansky, Sören (Hgg.): Zwischen imperialer Peripherie und nationaler Identität – Usbekistan im 20. Jahrhundert, DigiOst. (Erscheint 2019)
- Abeßer, Michel/ Bohn, Thomas/ Einax, Rayk (Hgg.) De-Stalinisation Reconsidered. Persistence and Change in the Soviet Union, Frankfurt, New York 2014.
Aufsätze
- Abesser, Michel: A Window to the South. The Russian Empire, the Black Sea, and Beyond, in; Kritika 21 (2020), 4, S. 843-859.
- Abesser, Michel: Sound, Tracks, and Signals. Recording Music, in: Klaus Nathaus, Martin Rempe (Hgg.). Musicking in Twentieth-Century Europe, Oldenbourg: De Gruyter 2021, pp.189-210.
- Abeßer, Michel: Prosperity and Conflict in Eighteenth- and Nineteenth-Century Rostov-on-Don: Russian, Cossack, and Armenian Economic Cultures on the Northern Black Sea Coast, in: Alexander E. Balistreri and Boris Belge (Hgg.): "Exchange and Non-Exchange. Confronting Borders in the History of the Black Sea". Euxeinos - Culture and Governance in the Black Sea Region, Vol. 11, No. 32 (2021), S. 56-71.
https://gce.unisg.ch/en/euxeinos/archive/32
- Progressiv weil national? Estland und die Neuerfindung des sowjetischen Jazz zwischen 1945 und 1970 [in Planung, Themenheft zur Konferenz „Die große Freundschaft? Die Sowjetunion als Vielvölkerstaat, 1953-1991“ am DHI Moskau, 16.-17.02.2017]
- Verflechtung wider Willen? Sowjetische Politik und westlicher Musikmarkt im Kalten Krieg, 1956-1962, in: Jahrbücher für die Geschichte Osteuropas. (erscheint im Heft 2/2019)
- Stümperei kultivieren – Sowjetischer Jazz und musikalische Schattenwirtschaft nach 1953, in: Narskij, Igor (Hg.): Hochkultur für das Volk? Literatur, Kunst und Musik in der Sowjetunion aus kulturgeschichtlicher Perspektive, (=Schriftenreihe des Historischen Kollegs 97) München 2018.
- Staging a cultured community. Soviet Jazz after 1953, in: Abeßer, Michel/ Bohn, Thomas/ Einax, Rayk (Hgg.): De-Stalinisation Reconsidered. Persistence and Change in the Soviet Union, Frankfurt, New York 2014, S. 223-237.
- Gemeinsam mit Rayk Einax und Thomas Bohn: From Stalinist Terror to Collective Constraints. ‘Homo Sovieticus’ and the ‘Soviet People’ after Stalin, in: Abeßer, Michel/ Bohn, Thomas/ Einax, Rayk (Hgg.) De-Stalinisation Reconsidered. Persistence and Change in the Soviet Union, Frankfurt, New York 2014, S.11-27.
- Das New Orleans an der Newa. Leningrad und die Sowjetisierung des Jazz in den fünfziger und sechziger Jahren, in: Zeitgeschichte in Hamburg 2012, hrsg. von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg 2013, S. 29-46.
- Between Cultural Opening, Nostalgia and Isolation - Soviet Debates on Jazz between 1953 and 1964, in: Pickhan, Gertrud/ Ritter, Rüdiger (Hgg.) Jazz behind the Iron Curtain (=Jazz. Jazz under State Socialism, Vol.1), Frankfurt am Main 2010, S. 99-116.
- „WWW-Ressourcen zu Osteuropa“, in: Bohn, Thomas/ Neutatz, Dietmar (Hgg.): UTB Studienhandbuch Osteuropa, 2 Bd., 2. Aufl., Köln, Weimar, Wien 2009, S. 487-493.
- “Alleingelassen an der historischen Front” – zur besonderen Situation der Osteuropäischen Geschichte an der Universität Jena zwischen Ideologie und Wissenschaftlichkeit 1945 bis 1989/90, in: Hoßfeld, U./ Kaiser, T./ Mestrup, H. (Hgg.): Hochschule im Sozialismus. Studien zur Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1945-1990), 2 Bd., Köln, Weimar, Wien 2007, S. 1715-1748.
Rezensionen und Berichte
- Sammelrezension zu Christian Schmidt-Rost: Jazz in der DDR und Polen. Geschichte eines transatlantischen Transfers. Frankfurt a.M. (u.a.) 2015 (= Jazz under State Socialism, 3.); Pickhan, Gertrud; Ritter, Rüdiger (Hgg.): Meanings of Jazz in State Socialism, Frankfurt a.M. (u.a.) 2016 (= Jazz under State Socialism, 4),
- Rezension zu: Neirick, Miriam: When Pigs Could Fly and Bears Could Dance. A History of the Soviet Circus. Madison 2012, in: H-Soz-u-Kult, 30.04.2014.
- Rezension zu: Zhuk, Sergei I.: Rock and Roll in the Rocket City. The West, Identity, and Ideology in Soviet Dniepropetrovsk, 1960–1985. Baltimore 2010, in: H-Soz-u-Kult, 14.12.2010.
- Rezension zu: Bohn, Thomas M.: Minsk – Musterstadt des Sozialismus. Stadtplanung und Urbanisierung in der Sowjetunion nach 1945, in: HZ 289 (2009), 3, S. 857.
- Tagungsbericht „Gemeinsamer Deutsch-Schweizerischer Studientag der Osteuropäischen Geschichte“ 2.5.2013 – 3.5.2013 Freudenstadt, in: HSozKult, 22.6.2013.
Sonstiges
Konferenzen/Workshops
Vorträge und Kommentare
04/2018 |
"Imperial Cities Merging – Rostov and Nakhichevan in the 19th and early 20th century”, Konferenz „Imperial Cities: The Tsarist Empire, the Habsburg Empire and the Ottoman Empire in Comparison” am DHI Moskau, 26.-27.04.2018 |
02/2017 |
„Ein kultureller Vorreiter? Estland und die Neuerfindung des sowjetischen Jazz in den 1950er und 1960er Jahren“, Konferenz „Die große Freundschaft? Die Sowjetunion als Vielvölkerstaat, 1953-1991“ am DHI Moskau |
11/2016 |
“Red moonlighting – Estrada Musicians in the post-Stalin cultural economy”, Vortrag im Rahmen des Panels "The Working Underbelly: Precarious Lifes in Post-War Socialism" auf der “Association for Slavic, East European, & Eurasian Studies Convention” in Washington D.C. |
05/2015 |
„Ernsthaft, modern und exklusiv? – Sovetskij Džaz als kulturelles und soziales Projekt der 1960er Jahre“, Kolloquium „Hochkultur in der Sowjetunion und in ihren Nachfolgestaaten im 20. Jahrhundert in kulturgeschichtlicher Perspektive“, Historisches Kolleg München |
11/2012 |
„Das New Orleans an der Newa – Leningrad und die Sowjetisierung des Jazz in den 50er und 60er-Jahren“, Konferenz „Das Globale lokal – Historische Perspektiven auf das Verhältnis von Stadt und Globalisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg |
03/2012 |
„Potentiale und Probleme des Öffentlichkeitsbegriffs im Spätsozialismus“, Panel „Öffentlichkeit(en), Macht und Medien in Russland seit den 1960er Jahren“ der DGO Jahrestagung „Russland. Macht und Öffentlichkeit“ |
02/2012 |
“A Cultural Playground for the Soviet Middle Class? – Soviet Jazz in the 1950s and 60s”, Konferenz “From a Totalitarian State to an Open Society? De-Stalinisation in the Soviet Union”, Rauischholzhausen |
06/2011 |
„Über Geschmack muss man streiten!‹ Jazz in der Sowjetunion nach Stalin“, Kolloquium des Lehrstuhls für Geschichte und Kultur Osteuropas an der Universität Bremen |
Lehrveranstaltungen
WiSe 2012/13 |
- Proseminar: „Der Neustart des sozialistischen Projekts? Die Sowjetunion zwischen 1945 und 1970“
- Übung: „Mobilisieren, Unterhalten, Zerstreuen - Quellen zur Unterhaltungsmusik in der Sowjetunion“
|
SoSe 2013 |
- Proseminar: „Die schleichende Rückkehr des Kapitalismus. „Mafia“ als Problem der russischen Zeitgeschichte, 1982-1999“
- Übung: „Mit den eigenen Augen sehen“ - Reisen in die Sowjetunion (1917-1991)
|
WiSe 2013/14 |
- Proseminar: „Das Russische Reich zwischen Reform und Revolution 1861 bis 1905
- Übung: „Ein Jahrhundert deutscher Osteuropaforschung“
|
SoSe 2014 |
- Proseminar: „Ein Jahr, zwei Revolutionen - 1917 als Schlüsseljahr der russischen Geschichte“
- Übung mit Exkursion: „Zwischen imperialer Peripherie und nationaler Identität – Usbekistan im 20. Jahrhundert“
|
WiSe 2014/15 |
- Proseminar „Ivan der Schreckliche, 1533-1584“
- Übung: „Das Russische Imperium zwischen 1783 und 1936“
|
SoSe 2015 |
- Übung: „Heimat? Russlanddeutsche in Freiburg – ein Oral History Projekt“
|
WiSe 2015/16 |
- Proseminar „Von der Perestroika zu Putin: Russlands wilde Neunziger?“
- Übung: "Voran, egal, dagegen": Jugend und Staatssozialismus nach 1945“
|
SoSe 2016 |
- Proseminar: „(Ohn-) Macht der Bilder – Fotografie im Sozialismus“
- Übung: „Die Deutschen des Baltikums im 19. Jahrhundert“
|
WiSe 2016/17 |
- Proseminar mit Tutorat (3SWS): „Adler und Halbmond – Russisches und Osmanisches Reich im 18. und 19. Jahrhundert“
- Übung: „Von Kronstadt bis Tian'anmen – Volksaufstände im Sozialismus“
|
SoSe 2017 |
- Proseminar „Zeitenwende - Russland zwischen den Revolutionen von 1905 und 1917“
- Hauptseminar mit Exkursion (gemeinsam mit Prof. Dr. em. Bernd Martin: „Ostpreußen in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Sowjetischer und polnischer Teil im Vergleich“
|
WiSe 2017/18 |
- Proseminar „Russische Wirtschaftsgeschichte 1613 bis 1917“
- Seminar University College Freiburg (gemeinsam mit Dr. Iannis Carras) „The Cultural Cold War“
|
SoSe 2018 |
- Proseminar (3 SWS) „Sputnik, Jazz und Ballerinen. Die Sowjetunion im kulturellen Kalten Krieg“
- Übung (2 SWS): „Edle Wilde und gemeine Banditen. Der Kaukasus und das russische Imperium“
|
WiSe 2018/2019 |
- Proseminar (3SWS) „Eine Deutsche auf dem Zarenthron. Katharina II. und ihre Zeit“
- Seminar am University College Freiburg, gemeinsam mit Dr. Iannis Carras (2 SWS) „Eurasian Empires“
|